Für alle, die es immer noch nicht wissen sollten: Der Kahle Asten ist nicht der höchste Berg von NRW, denn das ist der 12 km nordöstlich gelegene Langenberg. Etwas über einen Meter fehlt dem Kahlen Asten, um sich auch mit dem Titel des höchsten Berges zu schmücken. Pech. Dafür wartet der Kahle Asten aber mit einer bekannten Vielfalt auf, von denen der Langenberg nur träumen kann. Unübersehbar ist der Astenturm, von dem man eine fantastische Panoramasicht genießen kann. Wunderbar sind die bequemen Waldsofas auf der Terrasse des Restaurants, von denen ich meistens nicht mehr aufstehen möchte. Im Turminneren befindet sich auch die LWL-Ausstellung mit dem Naturschutzgebiet, der Wetterstation und der Geschichte des Astenturms als Schwerpunkte.
Nicht nur für mich als Ökologin ist die als Naturschutzgebiet ausgewiesene Hochheide auf dem Gipfelplateau des Kahlen Astens grandios. Sie zählt zu den größten und besterhaltenen Heiden im Rothaargebirge. Hier wächst zwischen Blaubeeren, Preiselbeeren und Gräsern vor allem die Besenheide. Ein unvergleichlicher Anblick, wenn im Spätsommer die rosafarbenen Blüten die Heide in ein Farbenmeer verwandeln. Auf knapp 842 m ü. NN geht es auch mal etwas rauer zu! Denn das Wetter hier oben ist feucht, geprägt von starken Westwinden und kühleren Temperaturen. Oft stauen sich an den Westhängen die Wolken, so dass Nebeltage nicht selten sind. Perfekt fürs Nebelwandern! Gerade im Herbst und Winter kann es bei Hochdruck aber auch genau anders sein: Nebel und Wolken im Tal und strahlender Sonnenschein auf dem Kahlen Asten. Was für ein herrliches Bild, wenn bei blauem Himmel und Sonne gewandert werden kann und einem die Wolkendecke zu Füßen liegt.
Apropos Wandern: Der Kahle Asten ist ein Wanderparadies, über dessen Gipfel natürlich auch der Sauerland-Höhenflug verläuft. Er ist der höchste Berg des Höhenfluges. Oft habe ich auf dem Kahlen Asten gestanden, den Ausblick genossen, auf den Waldliegen geträumt, an Blaubeeren genascht und versucht, die Insekten in der Heide zu fotografieren. Eins habe ich bisher nicht gefunden: Das zierliche Zwergenschlösschen, das einst hier empor ragte. So erzählt zumindest die Sage:
In dem Zwergenschloss auf dem kahlen Astenberge lebten fleißige Zwerge, die aus den Tiefen Gold und Silber schürften und die kostbaren Schätze in ihrem Zwergenschloss hüteten. Doch nicht nur die Zwerge waren gierig nach den Schätzen und so wurde das Leben der Zwerge jäh gestört, als der Mensch ebenfalls in die Berge eindrang auf der Suche nach den Reichtümern. Beim Anblick der fremden Gestalten bekamen die Zwerge Angst und fingen an, sich Tag und Nacht weiter in den Berg hinein zu graben. Die Grube wurde so groß, dass eines Tages das gesamte Schloss mitsamt Schatz langsam und lautlos in dem Inneren des Berges verschwand. Mit Entsetzen sahen die Menschen die letzte goldene Turmspitze verschwinden. Den Schatz wollten sie nicht verlieren und begangen noch eifriger und schneller zu graben. Und dabei wussten die Menschen, dass sie den Schatz nur heben können, wenn sie schweigend gruben. Und so gruben sie still vor sich hin und die Grube wurde immer größer und größer bis sie in der Tiefe schon das Gold glitzern sehen konnten. Den Zwergen graute es. So einfach wollten sie ihren Schatz nicht hergeben! Sie brachten einen schwer beladenen Wagen in die Höhe zum Abgrund der Grube und der Schatten des Wagens fiel bedrohlich auf die schweigend schürfenden Menschen. Erschrocken schauten sie auf und stießen beim Anblick des schwankenden Wagens über ihnen einen Angstschrei aus. Und da war es passiert: Das Schweigen wurde durchbrochen und das leuchtende Gold verschwand im Inneren des Astenberges. Die Menschen flohen und verkündeten den anderen, was sie erlebt haben. Seitdem hat es kein Mensch mehr gewagt, nach dem Schloss und dem Schatz im Astenberge zu graben. Die Zwerge hingegen hüten noch heute ihren Schatz.
Wer bei seiner Wanderung auf dem Sauerland-Höhenflug doch noch das Zwergenschloss findet, der teilt doch bitte mit mir den Schatz :-).
(Sage entnommen aus: Sagen des Sauerlandes von Friedrich Albert Groeteken)
Autor Kerstin Berens