Von Spechtspucke, Toilettenpapier und ganz viel Wasser

Dass es kein Specht war, der in das Gras gespuckt hat und warum man sich als Wanderer keine Sorgen machen muss, wenn man im Wald halt mal muss, habe ich heute erfahren. Denn heute habe ich mich mit Ranger Christoph Nolte verabredet, um gemeinsam den neuen Rundweg am Sauerland-Höhenflug in Meinerzhagen zu erkunden.

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Treffpunkt ist das Einstiegsportal Sauerland-Höhenflug an der Heerstraße in Meinerzhagen-Schallershaus. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die beiden Meinhardus-Mattenschanzen. Der blau markierte Rundweg führt zuerst parallel mit dem Sauerland-Höhenflug über einen herrlichen Waldweg und dann am Waldrand entlang (auch hier mit Blick auf die Schanzen) bis zu dem kleinen Flüsschen Agger.

 





Blick auf die Meinerzhagener Schanze

 

Unterwegs fallen mir an den Gräsern zahlreiche Schaumgebilde auf die mich –sorry- daran erinnern, als ob jemand ins Gras gespuckt hätte. Aber so viel Spucke können Wanderer vor uns unmöglich produziert haben. „Das sind die Nester von Zikaden“, erklärt mir Christoph. „Schaumzikaden legen ihre Eier in solche Schaumballen, so dass erst die Eier und später auch die Larven perfekt vor Austrocknung, zu hohen Temperaturen und auch vor Fressfeinden geschützt sind. Im Volksmund nennt man diese Kinderstuben auch Spechtspucke“. Ich bin froh, dass es nur Zikaden waren, die das angerichtet haben.

 

 

 

 





Genkeltalsperre

Wir erreichen den Bach Agger und folgen diesem bis zu dem Wasserschloss Badinghagen, das mit seinen Gräben und Teichen tief im Wald versteckt liegt. Schade, dass man von diesem wunderbaren Anwesen aufgrund der Hecken doch sehr wenig sieht. An dem Wasserschloss trennt sich der Rundweg vom Sauerland-Höhenflug und wir wandern entlang mehrerer großer Teiche. In diesen Stauweihern wird die Agger angestaut und ein Teil des Wassers dann unterirdisch in Richtung Genkeltalsperre geleitet. Wir überqueren die von Meinerzhagen kommende Landstraße und biegen links in den Forstweg ein, der uns durch Wälder immer weiter bergauf führt. Kurz vor dem höchsten Punkt eröffnet sich ein herrlicher Blick zurück in das Aggertal mit den Meinhardusschanzen als Ausgangspunkt unserer Wanderung. Unterwegs erzählt mir Christoph allerlei Spannendes über die Pflanzen am Wegesrand. „Die großen Blätter hier sind vom Huflattich. Die Unterseite und zum Teil auch die Oberseite ist stark behaart und sehr weich. Funde deuten darauf hin, dass man diese Blätter schon zu früheren Zeiten als Toilettenpapier genutzt hat.“  Wer hat diese Blätter als Kind nicht gepflückt und nach und nach die weiche, weiße Haut von den jungen Blättern abgezogen? Aber diese Erkenntnis war mir bis jetzt verborgen geblieben. „Und hier der Ginster, der wächst gerne auf sonnigen Flächen wie Kyrillflächen. Der gelb blühende Strauch bildet zur Vermehrung längliche Schoten aus. Wenn die Schoten im Spätsommer platzen, dann kann es mitunter schon mal recht laut werden. Wanderer haben sich bei dem lauten Knacken das ein oder andere Mal schon richtig erschrocken“. Christoph kann mir eigentlich über jede Pflanze und jeden Baum etwas erzählen und kommt ins Schwärmen, als wir durch einen wunderschönen Buchenwald hinab zur Genkeltalsperre wandern. Die hellen Blätter der alten Buchen leuchten im Sonnenlicht und ich genieße die Natur während Christoph über Baumpilze, Altholz und naturnahe Waldbewirtschaftung spricht. Ein paar Informationen kommen mir aus dem Studium dann doch endlich bekannt vor.

 

Wir wandern nun über den Uferrandweg entlang der Genkeltalsperre und sind uns beide einig, dass die Talsperre mit ihrer ruhigen und glitzernden Wasserfläche etwas Beruhigendes ausstrahlt. Viel zu schnell verlassen wir nach dem Vorstaubecken die Trinkwassertalsperre und wandern durch Wiesen in das Tal der Grotmicke, das zum Teil unter Naturschutzgebiet steht. Auf schmalen Pfaden überquert der Wanderweg den Bach und verläuft weiter durch Wälder bergauf bis in das kleine Dörfchen Heed mit dem Wald- und Umweltpädagogischen Zentrum. Da wir heute weder Sonn- noch Feiertag haben, können wir leider keine Pause mit leckerem, selbstgebackenem Kuchen und Kaffee einlegen und folgen der schmalen Straße bis zur Hauptstraße, überqueren diese und wandern durch den Wald leicht bergauf bis wir das Schullandheim und die Schanzen erreichen. Der Wanderparkplatz ist nun in Sichtweite. Auf den letzten Metern kommen wir dann auch noch an der Aggerquelle vorbei, welche inmitten einer Weide entspringt und als ein Nebenfluss nach 69 km in die Sieg mündet. Ein wunderbarer Abschluss einer abwechslungs- und wasserreichen Wanderung, die durch die vielen interessanten und wissenswerten Anekdoten des Rangers noch bereichert wurde. Danke Christoph :-).





Tal der Grotmicke

 

Autor Kerstin Berens

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